Das Buch der Bücher mit den Bibelfliesen –
Die Fliesenbibel
Mit einem Beitrag von Frau Prof. Dr. Julia Helmke, Generalsekretärin des Dtsch. Evang. Kirchentages
(S. 3 – 4 : „Vorstellung der Fliesenbibel“, Rezension)
I. Auf dem Wege zu einem besonderen Buch
„Die Fliesenbibel ist das Buch der Bücher mit den Bibelfliesen“ und
„Das Buch der Bücher mit den Bibelfliesen - das ist die Fliesenbibel“. Dieser nicht ganz leicht nachzusprechende Umkehrsatz steht oft am Beginn der Bildervorträge zum Thema Bibelfliesen. Vorträge dieser Art gab es seit dem Jahr der Bibel 2003 schon weit über einhundert. Und fast ebenso oft wurde inzwischen die Wanderausstellung „Mit Bilderfliesen durch die Bibel“ aufgebaut und bestaunt, landauf, landab, in fast allen Regionen Deutschlands, vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Sie war in Kirchen und Gemeindehäusern, in Schulen und Museen, in Klöstern und Schlössern, in einer ehemaligen Synagoge und sogar in einer Friedhofskapelle zu sehen. Mit dieser großen Resonanz hatte am Anfang niemand gerechnet. Ursprünglich war diese Aktion mit dem in Deutschland fast vergessenen Kulturgut für 12 Monate geplant. 15 Jahre sind inzwischen daraus geworden und das Interesse lässt nicht nach.
Pionierarbeit leisteten die Mitglieder des Norder Bibelfliesenteams in Ostfriesland in Kooperation mit der Ostfriesischen Bibelgesellschaft. Knapp zehn Jahre später kam die Arbeitsgemeinschaft Bibelfliesen im Evangelischen Jugend- und Bildungswerk des Kirchenkreises Münster, NRW, dazu. Beide Teams arbeiten nun einvernehmlich zusammen in der Projektgruppe Kulturgut Bibelfliesen, fachlich unterstützt von dem renommiertesten Kenner historischer niederländischer Wandfliesen mit biblischen Motiven, Jan Pluis aus Noordsleen, Ndl., von Prof. em. Dr. Gottfried Adam, Prof. Dr. Pietro Oczko und vielen anderen Experten. Die Projektarbeit geschieht ehrenamtlich, kulturgutfördernd, grenzübergreifend sowie fliesen- und bibelkundlich, sie wird von vielen Stellen undPersonenunterstützt.Dauerpräsentationen mit Bibelfliesen konnten u.a. in Burgsteinfurt (Altes Rathaus) und in Norden (Teemuseum und Diakonisches Werk) gezeigt werden.
Die Medien berichteten, eine große öffentliche Anerkennung war die Folge.
Eine Filmdokumentation entstand und wurde in der ZdF Reihe „sonntags – TV fürs Leben“ am 16.12.12 gesendet. Auch WDR 3 und NDR 3 haben berichtet. Über zwanzig Publikationen behandeln das Thema Bibelfliesen. Eine Reihe von Bildbetrachtungsheften zu verschiedenen Themen, ein Ausstellungskatalog und als Hauptwerk die Fliesenbibel begleiten das große Projekt. Als Geleitwort zur Fliesenbibel schrieb Margot Käßmann: „Bibelfliesen fanden seit dem 17. Jahrhundert in den Häusern Platz an den zentralen Orten des damaligen Familienlebens. Sie regten mitten im Leben zum Nachdenken über die biblischen Erzählungen an. Nach Vorlagen alter Meister gestaltet, waren sie weitaus mehr als nur wertvoller Wandschmuck: Sie dienten dem Miteinander und der Bildung in den Familien, weil man miteinander über die Darstellungen ins Gespräch kommen konnte. Und wer des Lesens nicht mächtig war, konnte sich wenigstens über die bildliche Darstellung mit den biblischen Geschichten auseinandersetzten. […] Sechshundert Abbildungen finden Sie in der Bibel, sorgsam gesammelt und zusammengestellt von den LiebhaberInnen dieses kulturellen Kleinods. Mit dieser Fliesenbibel kommen die filigranen Kunstwerke wieder dorthin zurück, wo sie einmal hingehörten: in die Familien, nah zu den Menschen, als Anregung zum Nachdenken über die Gute Nachricht in den biblischen Szenen, die auf ihnen dargestellt sind. Darüber hinaus erzählen die Fliesen selbst ihre eigene Geschichte, phantasieren über die Menschen, die sie in Händen und vor Augen hatten. Die Fliesenbibel eröffnet uns neue, wertvolle Zugänge zu den biblischen Gedanken, die unser Leben tragen.“ Dabei sind Bibelfliesen zunächst – wie andere bemalte oder unbemalte Fliesen auch – nichts anderes als Baumaterial und dazu Merkmale niederländischer Wohnkultur. Darüber hinaus vermitteln und veranschaulichen sie jedoch biblische Geschichten in einer Fülle und Vielfalt, die ihresgleichen sucht.
„Die Fliesenbibel weckt unsere Freude am Bibellesen“, so lautete ein Eintrag im Internet. Und in einem Gemeindebrief war von Besuchern der Bibelfliesen-Ausstellung zu lesen: „Bibelfliesen und die Fliesenbibel sind eine außergewöhnliche Begegnung mit Gottes Wort.“
II. Vorstellung der Fliesenbibel
Rezension: Prof. Dr. Julia Helmke, Generalsekretärin des DEKT
Bilderbibel? Künstlerbibel? Fliesenbibel! Das Buch der Bücher mit 600 Fliesen oder „Ostfriesland für Alle“
Neue Ausgaben der Bibel werden in regelmäßigen Abständen veröffentlicht. Gerade in den vergangenen Jahren waren dies „Künstler-Bibeln“, die eine Verbindung von Wort und Bild schufen. Die Nachfrage nach den wertvollen Editionen ist groß, eine Bibel gestaltet mit Werken von Marc Chagall, von Salvador Dali, Ernst Fuchs oder Friedensreich Hundertwasser zu erwerben. Für nicht wenige mag es eine Wertanlage sein, für andere ein kostbares Kulturgut. Für die meisten ist das Spannende und für diese Zeit auch Nötige der Versuch, dem Gehörten und Gelesenen bildlich Ausdruck zu verleihen. Eine Interpretation, die anregt, manchmal aufregt und eine eigene Sichtweise auf die Heilige Schrift bereitstellt, mit der es sich auseinanderzusetzen gilt.
Das Buch der Bücher hat wie kein anderes Künstlerinnen und Künstler stets neu herausgefordert, vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Und wer in die „Große Bibel der Moderne“ (1998) schaut, sieht Bilder von 82 Künstlern (darunter auch manche überraschende Namen wie Otto Dix, Joseph Beuys oder Andy Warhol).
Der Gebrauchswert mancher dieser Pracht-Bibeln als „Brot zum Leben“ ist leider der schönen Aufmachung unterlegen: kostspielig, schwer und unhandlich wirken sie zuweilen. Wie eine Mischung von textlicher Bleiwüste und Kunstkatalog, die dann doch nur die Regalwand ziert und würdevoll verstaubt statt mit Farbe und Form zu berühren, die Vielgestaltigkeit biblischer Geschichten zu übersetzen in Kunst, die ebenso tröstend, nahrhaft und anstößig ist wie das Evangelium selbst.
600 Abbildungen haben Eingang gefunden in den nun jüngsten Versuch, dem Wort das Bild zur Seite zu stellen. Die „Fliesenbibel“ von 2008 ist eine Bibel mit vielen Bildern, und zugleich ist sie mit keiner anderen Bilder-Bibel vergleichbar. Alle Abbildungen stammen aus dem 17. – 19. Jahrhundert, und doch wirkt die Fliesenbibel moderner und ansprechender als manch Zeitgeistprodukt.
Das, was sie auszeichnet und heraushebt, ja einzigartig macht, ist vor allem dieses: Sie überrascht, indem sie auf ganz unterschiedlichen Ebenen scheinbar Widersprüchliches vereint.
Der erste Moment des Widersprüchlichen: Die Fliesenbibel ist Produkt einer speziellen Gegend Deutschlands und hat doch in keiner Weise den Geschmack des Heimattümelnden, sondern atmet ökumenische Weite. Eingewandert sind die bemalten Fliesen als Wandschmuck und zur Zierde von Herd und Kamin aus den Niederlanden an die Küsten Ostfrieslands. Stets die gleiche Größe, die Abbildung selbst mit einer runden Rahmung oder als Quadrat belassen, zumeist delftblau oder manganfarben. Neben den Haupt-Motiven von Blumen und bäuerlichen Landschaften gab es seit Beginn dieses Kunsthandwerkes auch die Tradition biblischer Motive. „Glasierte Predigten“ waren sie, einst gedacht für die Unterrichtung der Kinder und Jugend und zum gemeinsamen Gespräch in der Familie. Das Evangelium unaufwendig und doch alltäglich präsent. Hierin vergleichbar mit anderen alten Kunsthandwerken wie dem textilen Blaudruck oder der farbigen Schriftbildstickerei.
Das zweite Moment des Überraschenden: Die Fliesenbibel ist keine Verlagsidee, sondern Folge eines engagierten Ehrenamtlichen-Projektes über fünf Jahre, sie wirkt professionell und wie aus einem Guss. Im Zusammenhang mit dem „Jahr der Bibel“ entstand die Idee, systematisch Bibelfliesen zu sammeln und sie gemeindepädagogisch durch Vorträge und Ausstellungen in ganz Deutschland zu nutzen. Die Bibelfliesen, lange Zeit nur von Sammlern geschätzt oder für die Teestube im Gebrauch, wurden selbst zu theologischen Impulsen. Seit 2003 entstehen jährlich handliche kleine Broschüren, die unter einem bestimmten Themenschwerpunkt biblische Gedanken und Andachten mit ausgewählten Bilderfliesen zu „Engel“/“Meer und Wasser“/“Familiengeschichten“ und Kirchenjahreszeiten zusammenbrachten.
Die Begeisterung, ein Kulturgut entdeckt zu haben, das biblisch, alltäglich und anschaulich war, steckte an. Wachsame Augen entdeckten immer mehr Motive mit neuen Bibelfliesen. Der renommierte niederländische Fliesenkunst-Experte Jan Pluis hatte bereits in den 1980er Jahren erforscht, dass bis zu 600 unterschiedliche Motive gemalt und als Fliesen in den Gebrauch kamen. Eine Gruppe von Ehrenamtlichen unter der Leitung von Pastor (i.R.) Kurt Perrey begann irgendwann auch den Traum von einer ganzen Bibel mit Bilderfliesen zu träumen.
Durch unermüdliches Werben, Suchen und Finden, Einwerben von Finanzmitteln und Verhandlungen mit der Deutschen Bibelgesellschaft gelang dem Kirchenkreis Norden (Norder Bibelfliesenteam) als Herausgeber in Kooperation mit der Ostfriesischen Bibelgesellschaft dann 2008 der Coup: Eine Fliesenbibel, die alle 600 Motive enthielt, und zwar nicht – wie sonst üblich – in der Form von Kunstdrucken als einzelne Seiten zur Illustration zwischen dem Textkorpus, sondern genau an der dazu passenden Bibelstelle. Die Bibelfliese interpretiert den Vers und der Vers das Bild. Das ist eine einzigartige und sehr besondere Weise einer Bilderbibel, mit dem Ziel, dass sich beide grundlegenden Wahrnehmungssinne des Lesens und Schauens, von intellektuellem und emotional-intuitivem Aufnehmen gegenseitig durchdringen, ergänzen und einander von der guten Nachricht künden.
Konkret bedeutet dies auch, dass sich auf mancher Doppelseite bis zu acht Abbildungen finden und dafür über viele Seiten hinweg auch wieder gar keine. Das ist kunst- und kulturgeschichtlich interessant und eröffnet zugleich noch eine kleine eigene Reflexionsschlaufe: Wie würden wir Paulusbriefe illustrieren bzw. seine weit reichenden theologischen Gedanken in Pinselstrich und Farbe übersetzen? Dass die Evangelien im Neuen Testament die Fantasie der Fliesenmaler stärker erweckt als die darauf folgende Briefliteratur, ist fast zu erwarten gewesen, es überrascht ein wenig die Spärlichkeit von Motiven zu den Psalmen; ein Augenschmaus sind die Kunststückchen im Ersten Buch Moses, und nachdenklich wird man über die Vielzahl der Bibelfliesen zu der tragischen Geschichte um den Richter Jeftah, der nach erfolgreichem Krieg Gott bei seiner Heimkehr ein Opfer verspricht und auf seine Tochter trifft.
Das dritte Moment ist höchst erfreulich: Die neue Fliesenbibel nimmt den Schatz der alten Bibelfliesen ernst, die Druckqualität ist hoch, der Satz sorgfältig ausgeführt.
Künstlerisch sind die meisten Bibelfliesen der naiven Malerei zuzuordnen, das macht sie auf den ersten Blick einsichtig. Als Kunstform ist dies nicht zu unterschätzen: Sie ist einfach, jedoch nicht trivial. Die einzelnen Bibelfliesen selbst sind in ihrer Ausführung unterschiedlich kunstfertig und waren auf die Geldbeutel der Käufer abgestimmt. Die Motive und das Kunsthandwerk bemalter Fliesen sind dabei für uns Heutige zu weit aus der eigenen Alltagswelt entfernt, um ins Klischee zu erstarren. So können sie neu zu uns sprechen. Im Anhang sind Erläuterungen und fachkundige Beschreibungen von Jan Pluis und eine tabellarische Übersicht der aufzufindenden Bibelfliesen nicht nur für Sammler von Interesse. Einige feine Tableaus und vier beispielhafte Abbildungen von „Stich und Fliese“ geben das Geheimnis vieler Bibelfliesen preis: Sie beziehen sich auf kunstvolle Kupferstiche, die auf Fliesenformat übertragen worden sind. Dies war ein Weg, die Kunst des Bildungsbürgertums und Adels zu demokratisieren und weiter zu tragen bis in einsame Gehöfte an der Küste.
Die Fliesenbibel ist groß, und sie liegt gut in der Hand. Sie ist hochwertig gearbeitet und eine Bibel zum Gebrauch. Der Preis ist erstaunlich moderat für das Gebotene: 34,90 Euro. Dies ist etlichen Sponsoren und vor allem dem Engagement der Mitglieder des Norder Bibelfliesenteams zu verdanken, die viel Überzeugungsarbeit geleistet haben, um eine Bibel für Gemeinden und möglichst alle Interessierten zu ermöglichen, und das zwischen Oberstdorf bis Cuxhaven und darüber hinaus. Die Übersetzung bezieht sich auf die Gute Nachricht (2000), und das passt zu den Bibelfliesen. Die Fliesenbibel hat meines Erachtens die Kraft, im Lesen und Schauen zum Erkennen und Begreifen zu führen, über Kirchen, Milieu- und Konfessionsgrenzen hinweg.
Fazit: Kaufen. Lesen. Sich schenken oder an andere verschenken.
Bestellbar ist die Fliesenbibel (ISBN 978-3-88761-103-3) über den Verlag H. Risius, Risius-Str. 6 – 10, 26826 Weener, Tel. 04951-9300, info@rheiderland.de
Im Katalog der Deutschen Bibelgesellschaft “Aktuell Herbst 2008” wird die Fliesenbibel auf S. 6 ganzseitig vorgestellt.
PS: Auf der Seite www.fliesenbibel.de finden sich Termine und Ideen für Ausstellungen und Vorträge mit und zu den Bibelfliesen und der Fliesenbibel. Weitere Hintergrundinformationen, Andachten und kunsthistorische Anmerkungen sind zu finden in der Publikation: Norder Fliesenbibelteam/Kurt Perrey, Mit Bilderfliesen durch die Bibel, Verlag H. Risius, Weener 2005, ISBN 3-88761-093-8. Tel: 04951-9300 info@rheiderland.de
III. Worte zum Geleit – Miniaturen der Liebe Gottes
Als die Fliesenbibel am 29. Juni 2008 in der evang.-luth. Ludgerikirche zu Norden „das Licht der Welt erblickte“, wurde sie nicht nur einfach so der zum Gottesdienst erschienenen Gemeinde gezeigt und vorgestellt und daraus vorgelesen. Vielmehr ist sie den Anwesenden anvertraut worden, in die Hand gelegt und zum Gebrauch übergeben worden – zum Lesen, Anschauen und Weitergeben, bis sie in mehreren Exemplaren durch die Kirchenbänke nach vorne kam und ihren Platz nahm auf dem Lesepult, auf der Kanzel und auf dem Altar. Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr hat diesen stark beachteten Vorgang in seiner Predigt zur Präsentation der Fliesenbibel wie folgt beschrieben und dazu ausgeführt: „Wir haben diese Fliesenbibel, Gottes Wort in Schrift und Bild, durch unsere Reihen von Hand zu Hand weitergereicht. Damit zeigen wir ganz anschaulich, dass wir diese Bibel als christliche Gemeinde in unseren Gebrauch nehmen. Die Bibel soll kein Schmuckstück sein, das wir möglichst nicht anrühren. Sie soll unter uns ein viel gebrauchtes Lese- und Bilderbuch sein, in dem wir Gottes Liebe zu uns Menschen entdecken können. Gottes Wort baut die Gemeinde und die Gemeinde lebt von Gottes Wort. Die Kirche steht unter dem Wort Gottes, sie empfängt ihr Wesen und Leben von ihm, sie wird – ganz wörtlich – ins Dasein gerufen durch sein Wort… Gottes Wort kann zu allen Zeiten neu entdeckt werden. Der überlieferte Wortlaut des Textes, die überlieferten Bilder, die diesen Text zur Anschauung bringen, wollen zu unserem eigenen Leben in Bezug gesetzt werden. Darauf kommt es an, wenn wir die Bibel und eben auch die Fliesenbibel in die Hand nehmen und darin lesen und sehen, was Gottes Wort für unser Leben zu allen Zeiten bedeutet. Die Fliesenbibel kann uns dabei helfen, neu zu entdecken, zu sehen und zu hören, wie reich und wunderbar Gottes Wort ist.“ Drei Jahre vor dem Erscheinen der Fliesenbibel hatte das Norder Bibelfliesen bereits einen Ausstellungskatalog publiziert, der denen gewidmet wurde, „die auch im Kleinen und Unscheinbaren Großes und Bedeutsames wahrnehmen.“ Dieser Wunsch kommt in der Fliesenbibel selbst in zutreffender Weise im Geleitwort von Superintendent Dr. Helmut Kirschstein zum Ausdruck. „Gott liebt das Kleine. Und er öffnet uns die Augen für die Miniaturen seiner Liebe.Das sind zu allererst wir Menschen. Das ist die lebendige Kreatur, die uns umgibt. Das sind aber auch jene kunstvollen Kleinigkeiten, die auf IHN verweisen: Das filigrane Wunderwerk eines Blattes. Das Glitzern der untergehenden Sonne auf dem Wasser. Eine großartige biblische Szene auf einer kleinen friesischen Bilderfliese…Ja, ich denke tatsächlich: So wollen sie angesehen werden, die Bibelfliesen – als Miniaturen der Liebe Gottes. Diese wunderbaren „Kleinigkeiten“ wollen uns nicht nur die Freude des Künstlers am Detail vermitteln – sie nehmen uns in Gottes Freude hinein, sie öffnen uns die Augen für eine andere Welt, sie erschließen uns Glaubenserfahrung und Hoffnungszuversicht. So gesehen, sind Bibelfliesen nicht nur ein starkes Stück friesischer Tradition. Sie sind mehr als eine wunderbare Überlieferung aus alter Zeit. Bibelfliesen sind ein göttliches Geschenk. Hier und heute aktuell und einladend – durch die FLIESENBIBEL! Damit bringt sich die biblische Botschaft neu ins Spiel. Gottes Liebe zu den Kleinigkeiten wird aufs Neue sichtbar.“
IV. Stationen auf dem Wege durch die Fliesenbibel
Das Format einer Originalfliese ist 13 x 13 cm. Die ca. sechshundert Abbildungen in der Fliesenbibel sind 6,5 x 6,5 cm groß. Das ist nicht viel, reicht aber aus, um das jeweilige Motiv gut zu erkennen. Eine größere Wiedergabe wäre nicht möglich gewesen, dann wäre die Buchausgabe zu stark und schwer geworden.
Kleine Bilder mit einer großen Bedeutung sind in der Fliesenbibel zu sehen. Wie umfassend, aktuell und zutreffend für unsere heutige Zeit die Aussage der einzelnen biblischen Fliesenbilder sein kann, wurde beispielhaft durch die verschiedenen Ausgaben innerhalb der Bildbetrachtungsreihe „Bibelfliesen-Bilder“ dokumentiert.
Am häufigsten sind darin Beiträge von Superintendent Dr. Helmut Kirschstein zu finden. Ihm verdankt das Norder Bibelfliesenteam von Anfang an bis heute viel. Nicht nur kirchlich-organisatorische Hilfestellungen für dieses Projekt, oft mit mancherlei zusätzlichen Verwaltungsaufgaben verbunden, sind sein Werk. Vielmehr hat er auch ganz entscheidend für die inhaltliche Ausrichtung auf lebensnahe, theologische Aussagen gesorgt und diese in seinen eigenen Beiträgen immer wieder überzeugend dargestellt.
V. Folgen der Fliesenbibel – zum praktischen Gebrauch
Die Fliesenbibel, das Buch der Bücher mit den Bibelfliesen, ist nicht „vom Himmel gefallen“. Was in ihr zu sehen ist, das wurde denen vor die Füße gelegt bzw. an die Hand gegeben, die dieses Werk entstehen ließen und weitergeführt haben, damit ein fast vergessenes biblisches Kulturgut nicht verloren geht und die Botschaft der Bibelfliesen wieder neu gesehen und verstanden wird.
Angeregt durch die 2008 erschienene Fliesenbibel (2. erw. Auflage 2012) und vielerlei Erfahrungen mit der Wanderausstellung „Mit Bilderfliesen durch die Bibel“ entstand das Praxisbuch zur Fliesenbibel. Es erschien 2015 unter dem Titel „Bibelfliesen – eine pädagogische Entdeckung“ als Gemeinschaftswerk des Comenius-Instituts Münster und der Projektgruppe Kulturgut Bibelfliesen.
Einer der drei Herausgeber benennt die Absicht der Verfasser und den Inhalt des Buches wie folgt:
„Die Wieder-Entdeckung der Bibelfliesen hat eine (religions-)pädagogische Dimension. Der vorliegende Band ist die erste Veröffentlichung, die sich mit dieser Fragestellung beschäftigt. Die Veröffentlichung lädt dazu ein, das Potential der Bibelfliesen für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nutzbar zu machen. Das Buch zeigt, wie Bibelfliesen das Leben von Menschen mit bestimmen können. Es bietet Überlegungen zu pädagogischen, theologischen und kulturell-religiösen Fragestellungen. Und es enthält eine Fülle von kreativen Anregungen für die Praxis.
Mit Andachten und Predigten zu Bibelfliesen kommt auch die homiletische Dimension zum Zuge.
Die Veröffentlichung liefert im Blick auf das Thema „Bild und Bibel“ einen vielfältigen Beitrag zur medialen Leistung von Bildern und deren praktischem Einsatz.“
In einigen Rezensionen wird besonders gewürdigt, dass neben kulturellen und kunstgeschichtlichen Aspekten auch die religiöse Dimension zum Tragen kommt. „Es ist interessant zu lesen wie die Gebrauchskunst Fliese zur Bibelfliese wurde und damit das Evangelium und den Alltag der Menschen in Beziehung setzt. Nicht zu vergessen die Geschichte der Fliesen im Allgemeinen und die Bedeutung und Auswahl der biblischen Motive. … Mit dieser Veröffentlichung ist den Autoren ein Schatzkästchen gelungen, das dazu beiträgt ein wenig bekanntes Kulturgut einer breiten Öffentlichkeit bekannt und zugänglich zu machen. Die Begeisterung der Autoren für die Sache der Bibelfliesen ist deutlich zu spüren.“ Dazu schreibt Ute Beyer-Henneberger, Studienleiterin in der Arbeitsstelle für evang. Religionspädagogik Ostfriesland in Aurich: „Es ist gelungen, eine in sich stimmige Veröffentlichung vorzulegen, die …einlädt zur bilddidaktischen Arbeit mit den Bibelfliesen in Familie, Kindertagesstätte, Schule und Gemeinde. Darüber hinaus regt sie an, darüber nachzudenken, wo und wie heute solche alltagstauglichen Elemente zu finden sind, die religiöse Bildung ermöglichen. Bibelfliesen können – gerade auch mit Hilfe dieses Buches – zu einer Entdeckung werden.“
Ausgangs- und Zielpunkt der Projektarbeit des Norder Bibelfliesenteams und des oekumenisches Arbeitskreises Kulturgut Bibelfliesen im Münsterland sind nach wie vor die Wanderausstellung „Mit Bilderfliesen durch die Bibel“, Bibelfliesen-Bildervorträge und „Fliesen-Predigten“, vor allem als Hauptwerk die „Fliesenbibel“, das Buch der Bücher mit den Bibelfliesen.
Literaturverzeichnis
(sh. auch www.fliesenbibel.de „publiziert“ u. „Download“)
Fliesenbibel. Gute Nachricht Bibel. Das Buch der Bücher mit den Bibelfliesen. Altes und Neues Testament mit ausgewählten Spätschriften des Alten Testaments (Apokryphen) und biblischen Darstellungen auf Fliesen seit dem 17. Jahrhundert, hrsg. Vom Ev.-luth. Kirchenkreis Norden in Kooperation mit der Ostfriesischen Bibelgesellschaft, Risius-Verlag, Weener 2008, 2. ergänzte und korrigierte Ausgabe 2012, ISBN 978-3-88761-103-3
Dirk Ortgies, Van Tortelduif tot Tegelbijbel, een wonderlijke Tocht – Von der Lachtaube zur Fliesenbibel, ein wundersamer Weg, 2008, Risius-Weener, ISBN 978-88761-103-3
Jan Pluis, Bijbeltegels: Bijbelse voorstellingen op Nederlands wandtegels van de 17e tot de 20e eeuw Bibelfliesen: Biblische Darstellungen auf Niederländischen Wandfliesen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, Schriftenreihe zur religiösen Kultur, Bd. 3, Münster 1994. 951 S.
Ausstellungskatalog „Mit Bilderfliesen durch die Bibel“, hrsg. vom Ev.-luth. Kirchenkreis Norden/Norder Bibelfliesenteam, Weener, 2010, 107 S, ISBN 978-3-88761-126-2
Adam/Grundmann/Kleint „Bibelfliesen – eine pädagogische Entdeckung“ , Comenius-Institut Münster u. Projektgruppe Kulturgut Bibelfliesen, 2015, ISBN 978-3-943410-18-1
Themenreihe „Bibelfiesen-Bilder“, Bd. 1-18, hrsg. vom Ev.-Luth. Kichenkreis Norden/Norder Bibelfliesenteam, Risius-Weener 2004 – 2016, je 36 S.,
Leoni und Albrecht von Kortzfleisch, Szenen der Bibel, antike holländische Fliesen sehen und verstehen. Bibelstudien Bd. 8, Münster 2011, ISBN 978-3-643-11417-4
Klaus Tiedemann, Biblische Geschichten in Delfter Bla. Niederländische Bibelfliesen von 1650-1850, Heidelberg 1998, Nachdruck Risius-Weener 2013
Wilhelm Joliet. Die Geschichte der Fliese – www.geschichte-der-fliese.de
Kleine Kostbarkeiten am Kamin – Bibelfliesen in Emsdetten, Oekumenischer Arbeitskreiskreis Kulturgut Bibelfliesen, Emsdetten 2016 ISBN 978-3-88761-129-3
Bild 19
Fliesenbibel...

ist 2012 in 2. erweiterter und verbesserter Auflage (1. Auflage 2008) erschienen und im Buchhandel erhältlich
Verkauf und weitere Informationen:
Risius-Verlag
26826 Weener, Risiusstr. 6-10
Tel. 04951-9300
e-mail: info@rheiderland.de
ISBN 978-3-88761-103-3
34,90 Euro
Fliesenbibel feierlich der Gemeinde übergeben
100 Minuten Festgottesdienst in LudgeriNorden, 29. Juni `08 - In einem feierlichen Gottesdienst wurde die neue "Fliesenbibel" der versammelten Gemeinde übergeben und einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Nach über 5 Jahren Vorbereitung waren zahlreiche Gäste aus nah und fern erschienen, um dieses Ereignis gebührend zu feiern. Die Festpredigt hielt Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr (Aurich). Kantorei und Blockflötenkreis der Ludgerigemeinde gestalteten die würdige Feier, in deren Verlauf 10 Exemplare der neuen Bilderbibel zum besseren "Begreifen" durch die Reihen gegeben wurden.
Die Leitung hatte Superintendent Dr. Helmut Kirschstein, der mit den über 300 Teilnehmenden Gäste aus Potsdam, Münster, Berlin und Hamburg begrüßte und sich über die zahlreichen Besucher aus den Niederlanden freute. Unter ihnen waren Vertreter des Risius-Verlags (Weener) und die bedeutendsten Leihgeber und Sammler von Bibelfliesen. Auch Jan Pluis (Ndl.) war gekommen, der wichtigste Kenner historischer Fliesen und Herausgeber grundlegender Publikationen.
Der gesamte Gottesdienst hatte in Liedern und Texten das "Wort Gottes" zum Thema. Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr betonte in seiner Predigt, die Bibel wolle kein Schmuckstück für den Sonntag sein, sondern in das alltägliche Leben hinein wirken. Bibelfliesen hätten eben diese Aufgabe erfüllt, wenn sie in Küchen und an Kaminen bildhaft Gottes Wort in Erinnerung riefen.
Nach 100 Minuten Festgottesdienst folgte eine kurzweilige Einführung in die Fliesenbibel, die vom Gitarrenchor Nesse-Großheide musikalisch gestaltet wurde. Der Inspirator und Leiter des Norder Bibelfliesenteams, Pastor i.R. Kurt Perrey, schilderte noch einmal den Werdegang und wurde dabei kongenial durch die humorvolle Pantomime von Klaas Grensemann (KJD Norden) unterstützt. Perrey bedankte sich bei den zahlreichen Unterstützern, die in Person von Carlo Grün (Sparkasse Aurich-Norden) und Dr. Jörg Hagena (Bürgerstiftung) Grußworte beisteuerten. Zum Abschluss überreichte Sup. Dr. Kirschstein unter anhaltendem Applaus eine "Ehrenurkunde" an Pastor Kurt Perrey: für seinen "unermüdlichen Einsatz" und "in Anerkennung seiner überaus großen Verdienste um die Herausgabe der Fliesenbibel".
Die Fliesenbibel mit rund 600 Bildern historischer Bibelfliesen wird vom Ev.-luth. Kirchenkreis Norden herausgegeben. Sie ist zum stark subventionierten Preis von 34,90 Euro im Buchhandel und u.a. über die Ostfriesische Bibelgesellschaft zu beziehen, siehe oben. In Norden ist die Fliesenbibel im Teemuseum in der Bücherei der Ludgerikirche und im Buchhandel erhältlich.

29.6.08 - Vorstellung der Fliesenbibel - Einführung in das Buch der Bücher mit den Bibelfliesen
Die Fliesenbibel ist da......
Die Fliesenbibel ist zum 5. Ostfriesischen Kirchentag in Norden 2008 erschienen.
Von der Lachtaube zur Fliesenbibel
Eine zweisprachig erstellte „Wegbeschreibung“ zum Buch der Bücher mit den Bibelfliesen
Dirk Ortgies stellt dar, wie es zur neuen Lese- und Bilderbibel kam
„Ein wundersamer Weg“, dessen Ziel am Anfang niemand vorausgeahnt hat, so ist die Entwicklung zur neuesten Veröffentlichung des Norder Bibelfliesenteams zutreffend beschrieben.
Auf acht Seiten hat der Norder Dirk Ortgies, profunder Kenner der Niederlande seit vielen Jahren, in niederländischer und deutscher Sprache nachgezeichnet, wie es dazu kam und was dem vorausging, dass es nun eine Norder Fliesenbibel gibt.
Über Jan Pluis, den bedeutendsten niederländischen Fliesenkenner, wird am Anfang berichtet und über seinen Kontakt zur Norder Heimatforscherin Elfriede Lottmann. Es ging zunächst um ein Forschungsprojekt zur Lachtaubenhaltung, dann um ein fachkundiges und umfassendes Standardwerk über Bibelfiesen, zweisprachig in niederländisch und deutsch abgefasst, das 1994 erschien. Wie es Jahre danach im „Jahr der Bibel“ 2003 weiterging mit den ersten Ausstellungen und Publikationen des Norder Bibelfliesenteams bis hin zur Herausgabe der ersten Fliesenbibel am 29.6.2008, das ist schon eine interessante, manchmal auch spannende und auf alle Fälle lesenswerte Geschichte.
Der Risius-Verlag Weener hat in gleicher Größe und im selben Drucksatz wie die Fliesenbibel den Text auf acht Seiten zweispaltig, niederländisch und deutsch, ansprechend gestaltet. Bei der niederländischen Übersetzung wirkte Frau Jouck Annema aus Winschoten mit. Die Begleitschrift eignet sich gut zum Einlegen in die Fliesenbibel.
Da das Bibelfliesen-Projekt des Norder Bibelfliesenteams durch die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit niederländischen Fliesensammlern und –experten von der EU-Kulturförderstelle in Nieuweschans als grenzübergreifende Maßnahme anerkannt wurde, entspricht das erschienene Begleitheft zur Fliesenbibel vom Inhalt und von der Gestaltung her auch diesem Förderprogramm. Die Teilnahme vieler Gäste aus den Niederlanden am Gottesdienst in der Norder Ludgerikirche und die eindrucksvolle Rede des renommierten Fliesenkenners Jan Pluis bei der Vorstellung der Fliesenbibel unterstreicht diesen völkerverbindenden Aspekt.
Inzwischen ist das „Buch der Bücher mit den Bibelfliesen“ auf dem Büchermarkt. Ein Drittel der 3.000 Exemplare betragenden Erstauflage hat bereits Käufer gefunden. Wie gut, dass es jemanden gibt, der jetzt, wo alles noch ganz „frisch“ ist, zweisprachig festgehalten hat, welch ein „wundersamer Weg“ hinter diesem Bilderbibel- und Lesebuch liegt. Wer seine Ausführungen dazu gelesen hat, kann Dirk Ortgies eigentlich nur zustimmen, wenn er zum Schluss seiner Schrift staunend und dankbar feststellt: „Das Ziel wurde erreicht. Es sollte wohl alles so sein !“
"Van Tortelduif tot Tegelbijbel - een wonderlijke Tocht"
"Von der Lachtaube zur Fliesenibel - ein wundersamer Weg"

(Konto für Spenden und Druckkostenzuschüsse: KKA Norden, "Bibelfliesen-Fliesenbibel" Nr. 90506 Sparkasse Aurich-Norden, BLZ 28350000) Anstelle eines Honorars wird ein finanzieller Beitrag zur Förderung des Norder Bibelfliesenprojekts erbeten !
Das ist auch möglich bei anderen Themen:
Auswahl hier: „Vortragsthemen Kurt Perrey“
Infos zur Fliesenbibel - „Das Buch der Bücher mit den Bibelfliesen“ -: 1. Aufl. 3000, Risius-Verlag Weener, erschien am 29.6.2008 durch Präsentation im Gottesdienst der Ludgerikirche zu Norden, Hrsgb.: Ev.-luth. Kirchenkreis Norden(Norder Bibelfliesenteam) in Kooperation mit ndl. u. dtsch. Bibelfliesensammlern sowie der Ostfr. und Dtsch. Bibelgesellschaft. Text: Gute Nachricht Bibel AT+NT: vollständig, Apokryphen: in Auswahl,.
Format: 17x24 cm, ca. 1.400 S., 600 farbige Abbildungen von historischen Bibelfliesen aus den bedeutendsten ndl. u. dtsch. Privatsammlungen. Erstmals wurden alle Motive jeweils in einem unmittelbaren Zusammenhang mit den entsprechenden Bibeltexten abgebildet, Preis: 34,90 Euro
Geleitworte: Bischöfin Dr Margot Käßmann, Dr. Jan-A. Bühner, Dtsch. Bibelgesellschaft,
Superintendent Dr. Helmut Kirschstein für den herausgebenden Kirchenkreis Norden
Theologische Reflexion, fliesenkundliche Informationen, didaktisch/pädagogische Hinweise,: Siehe: K. Perrey: „Bibelfliesen – Baumaterial u. bildhafte. Verkündigung“ usw. in „Mit Bilderfliesen durch die Bibel“ 2005, Risius-Verlag, S. 47-59.; „Bibelfliesen-Bildbetrachtungen“ (Heftfolge ab 2004) Vorbereitung 2003 Jahr der Bibel: „Typisch friesisch und echt biblisch !“durch die ehrenamtlich tätige Projektgruppe des ev.-luth. Kirchenkreises, das Norder Bibelfliesenteam, ca. 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Lehrer, Maler, Handwerker, Bibliothekarin, Sekretärin, Hausfrauen, Arbeitslose, Fotograf , Rentner, Erzieherin,..alle sind mit ihren Gaben und Begabungen im Einsatz und führten bisher bundesweit viele Veranstaltungen zum Thema durch, Vorträge, Ausstellungen, Bild-Andachten, Kunst-Gottesdienste,
Zusammenarbeit mit dtsch. und ndl. Bibelfliesensammlerin und Experten, vor allem:
Jan Pluis, Noordsleen, Ndl. (1994: “Bijbeltegels – Bibelfliesen” Standardwerk),
mit der Stichting Vrienden Nederlands Tegelmuseum und Nederlands Bijbelgenootschap,
Jan Pluis schreibt die fliesenkundlichen Erläuterungen im Anhang der Fliesenbibel zu allen abgebildeten Bibelfliesen nach Alter, Herkunft, Manufaktur, Vorlage....
Er besorgte mit 10 anderen ndl. und dtsch. Bibelfliesensammlern die Auswahl der 600 Motive, jeweils nach Kriterien wie Beschaffenheit der Fliesen, Besonderheiten, Alter, Vorkommen, Gestaltung...Viele Ehrenamtliche machten als Ausstellungsbetreuer aktiv mit.
Die meisten Foto-Aufnahmen besorgte Heiko Wilts, ehrenamtlicher Fotograf im Norder Bibelfliesenteam.
Zusammenarbeit mit Museen ist erfolgt und weiterhin gewünscht.
Weitere Maßnahmen innerhalb des Bibelfliesen-Projekts
Publikationen: Fortsetzung der Bibelfliesen-Bildbetrachtungen (Heftreihe),
weitere Info-Veranstaltungen mit Ausstellungen, Vorträgen, Workshops, Filmen, Mal-Werkstätten, Quiz- und Spielprogrammen zu Bibelwissen (Kenntnis von biblischen Geschichten u. Bildern),
Anlegung einer Dauer-Ausstellung
Bestimmung von vorhandenen historischen Bibelfliesen(wänden)
Anfertigung von weiteren Foto-Bibelfliesenwänden,
Fortführung der begonnenen Datenbank (z.Z. auf CD, demnächst im Internet) mit Darstellungen von Einzelmotiven auf Original-Bibelfliesenwänden, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.
Fazit: Die Fliesenbibel ist nicht „vom Himmel gefallen“. Was in ihr zu sehen ist, das wurde uns vor die Füße gelegt bzw. in und an die Hand gegeben, damit dieses fast vergessene biblische Kulturgut nicht verloren geht und die Botschaft der Bibelfiesen wieder neu gesehen und verstanden wird. Bibelfliesen sind ein durch handwerkliche und künstlerische Arbeit geschaffenes Kulturgut. Die Fliesenbibel enthält Kleinode der biblischen Fliesenkultur aus den bedeutendsten P
Das Buch der Bücher mit den Bibelfliesen –
Die Fliesenbibel
Mit einem Beitrag von Frau Prof. Dr. Julia Helmke, Generalsekretärin des Dtsch. Evang. Kirchentages
(S. 3 – 4 : „Vorstellung der Fliesenbibel“, Rezension)
I. Auf dem Wege zu einem besonderen Buch
„Die Fliesenbibel ist das Buch der Bücher mit den Bibelfliesen“ und
„Das Buch der Bücher mit den Bibelfliesen - das ist die Fliesenbibel“. Dieser nicht ganz leicht nachzusprechende Umkehrsatz steht oft am Beginn der Bildervorträge zum Thema Bibelfliesen. Vorträge dieser Art gab es seit dem Jahr der Bibel 2003 schon weit über einhundert. Und fast ebenso oft wurde inzwischen die Wanderausstellung „Mit Bilderfliesen durch die Bibel“ aufgebaut und bestaunt, landauf, landab, in fast allen Regionen Deutschlands, vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Sie war in Kirchen und Gemeindehäusern, in Schulen und Museen, in Klöstern und Schlössern, in einer ehemaligen Synagoge und sogar in einer Friedhofskapelle zu sehen. Mit dieser großen Resonanz hatte am Anfang niemand gerechnet. Ursprünglich war diese Aktion mit dem in Deutschland fast vergessenen Kulturgut für 12 Monate geplant. 15 Jahre sind inzwischen daraus geworden und das Interesse lässt nicht nach.
Pionierarbeit leisteten die Mitglieder des Norder Bibelfliesenteams in Ostfriesland in Kooperation mit der Ostfriesischen Bibelgesellschaft. Knapp zehn Jahre später kam die Arbeitsgemeinschaft Bibelfliesen im Evangelischen Jugend- und Bildungswerk des Kirchenkreises Münster, NRW, dazu. Beide Teams arbeiten nun einvernehmlich zusammen in der Projektgruppe Kulturgut Bibelfliesen, fachlich unterstützt von dem renommiertesten Kenner historischer niederländischer Wandfliesen mit biblischen Motiven, Jan Pluis aus Noordsleen, Ndl., von Prof. em. Dr. Gottfried Adam, Prof. Dr. Pietro Oczko und vielen anderen Experten. Die Projektarbeit geschieht ehrenamtlich, kulturgutfördernd, grenzübergreifend sowie fliesen- und bibelkundlich, sie wird von vielen Stellen undPersonenunterstützt.Dauerpräsentationen mit Bibelfliesen konnten u.a. in Burgsteinfurt (Altes Rathaus) und in Norden (Teemuseum und Diakonisches Werk) gezeigt werden.
Die Medien berichteten, eine große öffentliche Anerkennung war die Folge.
Eine Filmdokumentation entstand und wurde in der ZdF Reihe „sonntags – TV fürs Leben“ am 16.12.12 gesendet. Auch WDR 3 und NDR 3 haben berichtet. Über zwanzig Publikationen behandeln das Thema Bibelfliesen. Eine Reihe von Bildbetrachtungsheften zu verschiedenen Themen, ein Ausstellungskatalog und als Hauptwerk die Fliesenbibel begleiten das große Projekt. Als Geleitwort zur Fliesenbibel schrieb Margot Käßmann: „Bibelfliesen fanden seit dem 17. Jahrhundert in den Häusern Platz an den zentralen Orten des damaligen Familienlebens. Sie regten mitten im Leben zum Nachdenken über die biblischen Erzählungen an. Nach Vorlagen alter Meister gestaltet, waren sie weitaus mehr als nur wertvoller Wandschmuck: Sie dienten dem Miteinander und der Bildung in den Familien, weil man miteinander über die Darstellungen ins Gespräch kommen konnte. Und wer des Lesens nicht mächtig war, konnte sich wenigstens über die bildliche Darstellung mit den biblischen Geschichten auseinandersetzten. […] Sechshundert Abbildungen finden Sie in der Bibel, sorgsam gesammelt und zusammengestellt von den LiebhaberInnen dieses kulturellen Kleinods. Mit dieser Fliesenbibel kommen die filigranen Kunstwerke wieder dorthin zurück, wo sie einmal hingehörten: in die Familien, nah zu den Menschen, als Anregung zum Nachdenken über die Gute Nachricht in den biblischen Szenen, die auf ihnen dargestellt sind. Darüber hinaus erzählen die Fliesen selbst ihre eigene Geschichte, phantasieren über die Menschen, die sie in Händen und vor Augen hatten. Die Fliesenbibel eröffnet uns neue, wertvolle Zugänge zu den biblischen Gedanken, die unser Leben tragen.“ Dabei sind Bibelfliesen zunächst – wie andere bemalte oder unbemalte Fliesen auch – nichts anderes als Baumaterial und dazu Merkmale niederländischer Wohnkultur. Darüber hinaus vermitteln und veranschaulichen sie jedoch biblische Geschichten in einer Fülle und Vielfalt, die ihresgleichen sucht.
„Die Fliesenbibel weckt unsere Freude am Bibellesen“, so lautete ein Eintrag im Internet. Und in einem Gemeindebrief war von Besuchern der Bibelfliesen-Ausstellung zu lesen: „Bibelfliesen und die Fliesenbibel sind eine außergewöhnliche Begegnung mit Gottes Wort.“
II. Vorstellung der Fliesenbibel
Rezension: Prof. Dr. Julia Helmke, Generalsekretärin des DEKT Bilderbibel? Künstlerbibel? Fliesenbibel! Das Buch der Bücher mit 600 Fliesen oder „Ostfriesland für Alle“
Neue Ausgaben der Bibel werden in regelmäßigen Abständen veröffentlicht. Gerade in den vergangenen Jahren waren dies „Künstler-Bibeln“, die eine Verbindung von Wort und Bild schufen. Die Nachfrage nach den wertvollen Editionen ist groß, eine Bibel gestaltet mit Werken von Marc Chagall, von Salvador Dali, Ernst Fuchs oder Friedensreich Hundertwasser zu erwerben. Für nicht wenige mag es eine Wertanlage sein, für andere ein kostbares Kulturgut. Für die meisten ist das Spannende und für diese Zeit auch Nötige der Versuch, dem Gehörten und Gelesenen bildlich Ausdruck zu verleihen. Eine Interpretation, die anregt, manchmal aufregt und eine eigene Sichtweise auf die Heilige Schrift bereitstellt, mit der es sich auseinanderzusetzen gilt.
Das Buch der Bücher hat wie kein anderes Künstlerinnen und Künstler stets neu herausgefordert, vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Und wer in die „Große Bibel der Moderne“ (1998) schaut, sieht Bilder von 82 Künstlern (darunter auch manche überraschende Namen wie Otto Dix, Joseph Beuys oder Andy Warhol).
Der Gebrauchswert mancher dieser Pracht-Bibeln als „Brot zum Leben“ ist leider der schönen Aufmachung unterlegen: kostspielig, schwer und unhandlich wirken sie zuweilen. Wie eine Mischung von textlicher Bleiwüste und Kunstkatalog, die dann doch nur die Regalwand ziert und würdevoll verstaubt statt mit Farbe und Form zu berühren, die Vielgestaltigkeit biblischer Geschichten zu übersetzen in Kunst, die ebenso tröstend, nahrhaft und anstößig ist wie das Evangelium selbst.
600 Abbildungen haben Eingang gefunden in den nun jüngsten Versuch, dem Wort das Bild zur Seite zu stellen. Die „Fliesenbibel“ von 2008 ist eine Bibel mit vielen Bildern, und zugleich ist sie mit keiner anderen Bilder-Bibel vergleichbar. Alle Abbildungen stammen aus dem 17. – 19. Jahrhundert, und doch wirkt die Fliesenbibel moderner und ansprechender als manch Zeitgeistprodukt.
Das, was sie auszeichnet und heraushebt, ja einzigartig macht, ist vor allem dieses: Sie überrascht, indem sie auf ganz unterschiedlichen Ebenen scheinbar Widersprüchliches vereint.
Der erste Moment des Widersprüchlichen: Die Fliesenbibel ist Produkt einer speziellen Gegend Deutschlands und hat doch in keiner Weise den Geschmack des Heimattümelnden, sondern atmet ökumenische Weite. Eingewandert sind die bemalten Fliesen als Wandschmuck und zur Zierde von Herd und Kamin aus den Niederlanden an die Küsten Ostfrieslands. Stets die gleiche Größe, die Abbildung selbst mit einer runden Rahmung oder als Quadrat belassen, zumeist delftblau oder manganfarben. Neben den Haupt-Motiven von Blumen und bäuerlichen Landschaften gab es seit Beginn dieses Kunsthandwerkes auch die Tradition biblischer Motive. „Glasierte Predigten“ waren sie, einst gedacht für die Unterrichtung der Kinder und Jugend und zum gemeinsamen Gespräch in der Familie. Das Evangelium unaufwendig und doch alltäglich präsent. Hierin vergleichbar mit anderen alten Kunsthandwerken wie dem textilen Blaudruck oder der farbigen Schriftbildstickerei.
Das zweite Moment des Überraschenden: Die Fliesenbibel ist keine Verlagsidee, sondern Folge eines engagierten Ehrenamtlichen-Projektes über fünf Jahre, sie wirkt professionell und wie aus einem Guss. Im Zusammenhang mit dem „Jahr der Bibel“ entstand die Idee, systematisch Bibelfliesen zu sammeln und sie gemeindepädagogisch durch Vorträge und Ausstellungen in ganz Deutschland zu nutzen. Die Bibelfliesen, lange Zeit nur von Sammlern geschätzt oder für die Teestube im Gebrauch, wurden selbst zu theologischen Impulsen. Seit 2003 entstehen jährlich handliche kleine Broschüren, die unter einem bestimmten Themenschwerpunkt biblische Gedanken und Andachten mit ausgewählten Bilderfliesen zu „Engel“/“Meer und Wasser“/“Familiengeschichten“ und Kirchenjahreszeiten zusammenbrachten.
Die Begeisterung, ein Kulturgut entdeckt zu haben, das biblisch, alltäglich und anschaulich war, steckte an. Wachsame Augen entdeckten immer mehr Motive mit neuen Bibelfliesen. Der renommierte niederländische Fliesenkunst-Experte Jan Pluis hatte bereits in den 1980er Jahren erforscht, dass bis zu 600 unterschiedliche Motive gemalt und als Fliesen in den Gebrauch kamen. Eine Gruppe von Ehrenamtlichen unter der Leitung von Pastor (i.R.) Kurt Perrey begann irgendwann auch den Traum von einer ganzen Bibel mit Bilderfliesen zu träumen.
Durch unermüdliches Werben, Suchen und Finden, Einwerben von Finanzmitteln und Verhandlungen mit der Deutschen Bibelgesellschaft gelang dem Kirchenkreis Norden (Norder Bibelfliesenteam) als Herausgeber in Kooperation mit der Ostfriesischen Bibelgesellschaft dann 2008 der Coup: Eine Fliesenbibel, die alle 600 Motive enthielt, und zwar nicht – wie sonst üblich – in der Form von Kunstdrucken als einzelne Seiten zur Illustration zwischen dem Textkorpus, sondern genau an der dazu passenden Bibelstelle. Die Bibelfliese interpretiert den Vers und der Vers das Bild. Das ist eine einzigartige und sehr besondere Weise einer Bilderbibel, mit dem Ziel, dass sich beide grundlegenden Wahrnehmungssinne des Lesens und Schauens, von intellektuellem und emotional-intuitivem Aufnehmen gegenseitig durchdringen, ergänzen und einander von der guten Nachricht künden.
Konkret bedeutet dies auch, dass sich auf mancher Doppelseite bis zu acht Abbildungen finden und dafür über viele Seiten hinweg auch wieder gar keine. Das ist kunst- und kulturgeschichtlich interessant und eröffnet zugleich noch eine kleine eigene Reflexionsschlaufe: Wie würden wir Paulusbriefe illustrieren bzw. seine weit reichenden theologischen Gedanken in Pinselstrich und Farbe übersetzen? Dass die Evangelien im Neuen Testament die Fantasie der Fliesenmaler stärker erweckt als die darauf folgende Briefliteratur, ist fast zu erwarten gewesen, es überrascht ein wenig die Spärlichkeit von Motiven zu den Psalmen; ein Augenschmaus sind die Kunststückchen im Ersten Buch Moses, und nachdenklich wird man über die Vielzahl der Bibelfliesen zu der tragischen Geschichte um den Richter Jeftah, der nach erfolgreichem Krieg Gott bei seiner Heimkehr ein Opfer verspricht und auf seine Tochter trifft.
Das dritte Moment ist höchst erfreulich: Die neue Fliesenbibel nimmt den Schatz der alten Bibelfliesen ernst, die Druckqualität ist hoch, der Satz sorgfältig ausgeführt.
Künstlerisch sind die meisten Bibelfliesen der naiven Malerei zuzuordnen, das macht sie auf den ersten Blick einsichtig. Als Kunstform ist dies nicht zu unterschätzen: Sie ist einfach, jedoch nicht trivial. Die einzelnen Bibelfliesen selbst sind in ihrer Ausführung unterschiedlich kunstfertig und waren auf die Geldbeutel der Käufer abgestimmt. Die Motive und das Kunsthandwerk bemalter Fliesen sind dabei für uns Heutige zu weit aus der eigenen Alltagswelt entfernt, um ins Klischee zu erstarren. So können sie neu zu uns sprechen. Im Anhang sind Erläuterungen und fachkundige Beschreibungen von Jan Pluis und eine tabellarische Übersicht der aufzufindenden Bibelfliesen nicht nur für Sammler von Interesse. Einige feine Tableaus und vier beispielhafte Abbildungen von „Stich und Fliese“ geben das Geheimnis vieler Bibelfliesen preis: Sie beziehen sich auf kunstvolle Kupferstiche, die auf Fliesenformat übertragen worden sind. Dies war ein Weg, die Kunst des Bildungsbürgertums und Adels zu demokratisieren und weiter zu tragen bis in einsame Gehöfte an der Küste.
Die Fliesenbibel ist groß, und sie liegt gut in der Hand. Sie ist hochwertig gearbeitet und eine Bibel zum Gebrauch. Der Preis ist erstaunlich moderat für das Gebotene: 34,90 Euro. Dies ist etlichen Sponsoren und vor allem dem Engagement der Mitglieder des Norder Bibelfliesenteams zu verdanken, die viel Überzeugungsarbeit geleistet haben, um eine Bibel für Gemeinden und möglichst alle Interessierten zu ermöglichen, und das zwischen Oberstdorf bis Cuxhaven und darüber hinaus. Die Übersetzung bezieht sich auf die Gute Nachricht (2000), und das passt zu den Bibelfliesen. Die Fliesenbibel hat meines Erachtens die Kraft, im Lesen und Schauen zum Erkennen und Begreifen zu führen, über Kirchen, Milieu- und Konfessionsgrenzen hinweg.
Fazit: Kaufen. Lesen. Sich schenken oder an andere verschenken.
Bestellbar ist die Fliesenbibel (ISBN 978-3-88761-103-3) über den Verlag H. Risius, Risius-Str. 6 – 10, 26826 Weener, Tel. 04951-9300, info@rheiderland.de
Im Katalog der Deutschen Bibelgesellschaft “Aktuell Herbst 2008” wird die Fliesenbibel auf S. 6 ganzseitig vorgestellt.
PS: Auf der Seite www.fliesenbibel.de finden sich Termine und Ideen für Ausstellungen und Vorträge mit und zu den Bibelfliesen und der Fliesenbibel. Weitere Hintergrundinformationen, Andachten und kunsthistorische Anmerkungen sind zu finden in der Publikation: Norder Fliesenbibelteam/Kurt Perrey, Mit Bilderfliesen durch die Bibel, Verlag H. Risius, Weener 2005, ISBN 3-88761-093-8. Tel: 04951-9300 info@rheiderland.de
III. Worte zum Geleit – Miniaturen der Liebe Gottes
Als die Fliesenbibel am 29. Juni 2008 in der evang.-luth. Ludgerikirche zu Norden „das Licht der Welt erblickte“, wurde sie nicht nur einfach so der zum Gottesdienst erschienenen Gemeinde gezeigt und vorgestellt und daraus vorgelesen. Vielmehr ist sie den Anwesenden anvertraut worden, in die Hand gelegt und zum Gebrauch übergeben worden – zum Lesen, Anschauen und Weitergeben, bis sie in mehreren Exemplaren durch die Kirchenbänke nach vorne kam und ihren Platz nahm auf dem Lesepult, auf der Kanzel und auf dem Altar. Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr hat diesen stark beachteten Vorgang in seiner Predigt zur Präsentation der Fliesenbibel wie folgt beschrieben und dazu ausgeführt: „Wir haben diese Fliesenbibel, Gottes Wort in Schrift und Bild, durch unsere Reihen von Hand zu Hand weitergereicht. Damit zeigen wir ganz anschaulich, dass wir diese Bibel als christliche Gemeinde in unseren Gebrauch nehmen. Die Bibel soll kein Schmuckstück sein, das wir möglichst nicht anrühren. Sie soll unter uns ein viel gebrauchtes Lese- und Bilderbuch sein, in dem wir Gottes Liebe zu uns Menschen entdecken können. Gottes Wort baut die Gemeinde und die Gemeinde lebt von Gottes Wort. Die Kirche steht unter dem Wort Gottes, sie empfängt ihr Wesen und Leben von ihm, sie wird – ganz wörtlich – ins Dasein gerufen durch sein Wort… Gottes Wort kann zu allen Zeiten neu entdeckt werden. Der überlieferte Wortlaut des Textes, die überlieferten Bilder, die diesen Text zur Anschauung bringen, wollen zu unserem eigenen Leben in Bezug gesetzt werden. Darauf kommt es an, wenn wir die Bibel und eben auch die Fliesenbibel in die Hand nehmen und darin lesen und sehen, was Gottes Wort für unser Leben zu allen Zeiten bedeutet. Die Fliesenbibel kann uns dabei helfen, neu zu entdecken, zu sehen und zu hören, wie reich und wunderbar Gottes Wort ist.“ Drei Jahre vor dem Erscheinen der Fliesenbibel hatte das Norder Bibelfliesen bereits einen Ausstellungskatalog publiziert, der denen gewidmet wurde, „die auch im Kleinen und Unscheinbaren Großes und Bedeutsames wahrnehmen.“ Dieser Wunsch kommt in der Fliesenbibel selbst in zutreffender Weise im Geleitwort von Superintendent Dr. Helmut Kirschstein zum Ausdruck. „Gott liebt das Kleine. Und er öffnet uns die Augen für die Miniaturen seiner Liebe.Das sind zu allererst wir Menschen. Das ist die lebendige Kreatur, die uns umgibt. Das sind aber auch jene kunstvollen Kleinigkeiten, die auf IHN verweisen: Das filigrane Wunderwerk eines Blattes. Das Glitzern der untergehenden Sonne auf dem Wasser. Eine großartige biblische Szene auf einer kleinen friesischen Bilderfliese…Ja, ich denke tatsächlich: So wollen sie angesehen werden, die Bibelfliesen – als Miniaturen der Liebe Gottes. Diese wunderbaren „Kleinigkeiten“ wollen uns nicht nur die Freude des Künstlers am Detail vermitteln – sie nehmen uns in Gottes Freude hinein, sie öffnen uns die Augen für eine andere Welt, sie erschließen uns Glaubenserfahrung und Hoffnungszuversicht. So gesehen, sind Bibelfliesen nicht nur ein starkes Stück friesischer Tradition. Sie sind mehr als eine wunderbare Überlieferung aus alter Zeit. Bibelfliesen sind ein göttliches Geschenk. Hier und heute aktuell und einladend – durch die FLIESENBIBEL! Damit bringt sich die biblische Botschaft neu ins Spiel. Gottes Liebe zu den Kleinigkeiten wird aufs Neue sichtbar.“
IV. Stationen auf dem Wege durch die Fliesenbibel
Das Format einer Originalfliese ist 13 x 13 cm. Die ca. sechshundert Abbildungen in der Fliesenbibel sind 6,5 x 6,5 cm groß. Das ist nicht viel, reicht aber aus, um das jeweilige Motiv gut zu erkennen. Eine größere Wiedergabe wäre nicht möglich gewesen, dann wäre die Buchausgabe zu stark und schwer geworden.
Kleine Bilder mit einer großen Bedeutung sind in der Fliesenbibel zu sehen. Wie umfassend, aktuell und zutreffend für unsere heutige Zeit die Aussage der einzelnen biblischen Fliesenbilder sein kann, wurde beispielhaft durch die verschiedenen Ausgaben innerhalb der Bildbetrachtungsreihe „Bibelfliesen-Bilder“ dokumentiert.
Am häufigsten sind darin Beiträge von Superintendent Dr. Helmut Kirschstein zu finden. Ihm verdankt das Norder Bibelfliesenteam von Anfang an bis heute viel. Nicht nur kirchlich-organisatorische Hilfestellungen für dieses Projekt, oft mit mancherlei zusätzlichen Verwaltungsaufgaben verbunden, sind sein Werk. Vielmehr hat er auch ganz entscheidend für die inhaltliche Ausrichtung auf lebensnahe, theologische Aussagen gesorgt und diese in seinen eigenen Beiträgen immer wieder überzeugend dargestellt.
V. Folgen der Fliesenbibel – zum praktischen Gebrauch
Die Fliesenbibel, das Buch der Bücher mit den Bibelfliesen, ist nicht „vom Himmel gefallen“. Was in ihr zu sehen ist, das wurde denen vor die Füße gelegt bzw. an die Hand gegeben, die dieses Werk entstehen ließen und weitergeführt haben, damit ein fast vergessenes biblisches Kulturgut nicht verloren geht und die Botschaft der Bibelfliesen wieder neu gesehen und verstanden wird.
Angeregt durch die 2008 erschienene Fliesenbibel (2. erw. Auflage 2012) und vielerlei Erfahrungen mit der Wanderausstellung „Mit Bilderfliesen durch die Bibel“ entstand das Praxisbuch zur Fliesenbibel. Es erschien 2015 unter dem Titel „Bibelfliesen – eine pädagogische Entdeckung“ als Gemeinschaftswerk des Comenius-Instituts Münster und der Projektgruppe Kulturgut Bibelfliesen.
Einer der drei Herausgeber benennt die Absicht der Verfasser und den Inhalt des Buches wie folgt:
„Die Wieder-Entdeckung der Bibelfliesen hat eine (religions-)pädagogische Dimension. Der vorliegende Band ist die erste Veröffentlichung, die sich mit dieser Fragestellung beschäftigt. Die Veröffentlichung lädt dazu ein, das Potential der Bibelfliesen für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nutzbar zu machen. Das Buch zeigt, wie Bibelfliesen das Leben von Menschen mit bestimmen können. Es bietet Überlegungen zu pädagogischen, theologischen und kulturell-religiösen Fragestellungen. Und es enthält eine Fülle von kreativen Anregungen für die Praxis.
Mit Andachten und Predigten zu Bibelfliesen kommt auch die homiletische Dimension zum Zuge.
Die Veröffentlichung liefert im Blick auf das Thema „Bild und Bibel“ einen vielfältigen Beitrag zur medialen Leistung von Bildern und deren praktischem Einsatz.“
In einigen Rezensionen wird besonders gewürdigt, dass neben kulturellen und kunstgeschichtlichen Aspekten auch die religiöse Dimension zum Tragen kommt. „Es ist interessant zu lesen wie die Gebrauchskunst Fliese zur Bibelfliese wurde und damit das Evangelium und den Alltag der Menschen in Beziehung setzt. Nicht zu vergessen die Geschichte der Fliesen im Allgemeinen und die Bedeutung und Auswahl der biblischen Motive. … Mit dieser Veröffentlichung ist den Autoren ein Schatzkästchen gelungen, das dazu beiträgt ein wenig bekanntes Kulturgut einer breiten Öffentlichkeit bekannt und zugänglich zu machen. Die Begeisterung der Autoren für die Sache der Bibelfliesen ist deutlich zu spüren.“ Dazu schreibt Ute Beyer-Henneberger, Studienleiterin in der Arbeitsstelle für evang. Religionspädagogik Ostfriesland in Aurich: „Es ist gelungen, eine in sich stimmige Veröffentlichung vorzulegen, die …einlädt zur bilddidaktischen Arbeit mit den Bibelfliesen in Familie, Kindertagesstätte, Schule und Gemeinde. Darüber hinaus regt sie an, darüber nachzudenken, wo und wie heute solche alltagstauglichen Elemente zu finden sind, die religiöse Bildung ermöglichen. Bibelfliesen können – gerade auch mit Hilfe dieses Buches – zu einer Entdeckung werden.“
Ausgangs- und Zielpunkt der Projektarbeit des Norder Bibelfliesenteams und des oekumenisches Arbeitskreises Kulturgut Bibelfliesen im Münsterland sind nach wie vor die Wanderausstellung „Mit Bilderfliesen durch die Bibel“, Bibelfliesen-Bildervorträge und „Fliesen-Predigten“, vor allem als Hauptwerk die „Fliesenbibel“, das Buch der Bücher mit den Bibelfliesen.
Literaturverzeichnis
(sh. auch www.fliesenbibel.de „publiziert“ u. „Download“)
Fliesenbibel. Gute Nachricht Bibel. Das Buch der Bücher mit den Bibelfliesen. Altes und Neues Testament mit ausgewählten Spätschriften des Alten Testaments (Apokryphen) und biblischen Darstellungen auf Fliesen seit dem 17. Jahrhundert, hrsg. Vom Ev.-luth. Kirchenkreis Norden in Kooperation mit der Ostfriesischen Bibelgesellschaft, Risius-Verlag, Weener 2008, 2. ergänzte und korrigierte Ausgabe 2012, ISBN 978-3-88761-103-3
Dirk Ortgies, Van Tortelduif tot Tegelbijbel, een wonderlijke Tocht – Von der Lachtaube zur Fliesenbibel, ein wundersamer Weg, 2008, Risius-Weener, ISBN 978-88761-103-3
Jan Pluis, Bijbeltegels: Bijbelse voorstellingen op Nederlands wandtegels van de 17e tot de 20e eeuw Bibelfliesen: Biblische Darstellungen auf Niederländischen Wandfliesen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, Schriftenreihe zur religiösen Kultur, Bd. 3, Münster 1994. 951 S.
Ausstellungskatalog „Mit Bilderfliesen durch die Bibel“, hrsg. vom Ev.-luth. Kirchenkreis Norden/Norder Bibelfliesenteam, Weener, 2010, 107 S, ISBN 978-3-88761-126-2
Adam/Grundmann/Kleint „Bibelfliesen – eine pädagogische Entdeckung“ , Comenius-Institut Münster u. Projektgruppe Kulturgut Bibelfliesen, 2015, ISBN 978-3-943410-18-1
Themenreihe „Bibelfiesen-Bilder“, Bd. 1-18, hrsg. vom Ev.-Luth. Kichenkreis Norden/Norder Bibelfliesenteam, Risius-Weener 2004 – 2016, je 36 S.,
Leoni und Albrecht von Kortzfleisch, Szenen der Bibel, antike holländische Fliesen sehen und verstehen. Bibelstudien Bd. 8, Münster 2011, ISBN 978-3-643-11417-4
Klaus Tiedemann, Biblische Geschichten in Delfter Bla. Niederländische Bibelfliesen von 1650-1850, Heidelberg 1998, Nachdruck Risius-Weener 2013
Wilhelm Joliet. Die Geschichte der Fliese – www.geschichte-der-fliese.de
Kleine Kostbarkeiten am Kamin – Bibelfliesen in Emsdetten, Oekumenischer Arbeitskreiskreis Kulturgut Bibelfliesen, Emsdetten 2016 ISBN 978-3-88761-129-3
Bild 19 Kurt Perrey mit der Fliesenbibel vor der Kirchentür auf Norderney, Foto: Günter Selbach
rivatsammlungen. Sie ist „Das Buch der Bücher mit den Bibelfliesen.“